"Das darf und kann in einer modernen Welt nicht passieren" - James Norton ist das neue Gesicht von Belstaff und ein Typ, den wir brauchen
Philipp Köpp 1. September 2020
Schauspieler James Norton ist das neue Gesicht von Belstaff.Die Medienlandschaft hat ihn natürlich längst zum nächsten James Bond gemacht. Dabei gibt es doch viel Wichtigeres über James Norton zu erzählen. Zum Beispiel, dass er erst kürzlich einen Brief an die polnische Regierung unterschrieben hat, um darauf aufmerksam zu machen, unter welchen Missständen die LGBTQ-Community dort leben muss – weil Norton der festen Überzeugung ist, dass Menschenrechte unantastbar sind. Oder dass er das neue Gesicht von Belstaff ist und im melancholischen Setting in der Herbst- und Winterkollektion fotografiert wurde. Im exklusiven Interview mit ESQUIRE hat der 35-Jährige unter anderem darüber gesprochen. Außerdem erzählt er, wie es war, mit Filmgrößen wie Meryl Streep und Laura Dern zu drehen und welche Rolle Nachhaltigkeit bei seinem Modekonsum spielt.
Schon seit Jahren ist James Norton Fan der Marke Belstaff. Glücklicher Zufall, dass er jetzt das Gesicht der neuen Kollektion "Preparing for the Pursuit" ist.
ESQUIRE: James, Sie haben gerade einen Brief an die polnische Regierung unterschrieben. Es geht um die LGBTQ-feindliche Politik dort. Was bedeutet Ihnen das?
James Norton: Der Brief wurde geschrieben, um die Aufmerksamkeit der EU auf Polen und die Politik dort zu lenken, die die LGBTQ-Community marginalisiert und missachtet. Ich habe keine Sekunde gezögert, diesen Brief zu unterschreiben. Menschenrechte müssen beschützt werden. Ich hoffe, dass sehen alle so. Niemand sollte aufgrund seiner Sexualität, seiner Herkunft oder seines Geschlechts diskriminiert werden. Als ich mitbekommen habe, was gerade in Polen passiert, wo einige meiner Freunde leben, habe ich gedacht: Das darf und kann in einer modernen Welt nicht passieren. Als mich die polnische Regisseurin Agnieszka Holland fragte, ob ich diesen Brief unterschreiben möchte, habe ich das sehr gerne gemacht.
Sie sind das Gesicht der neuen Kollektion von Belstaff. Was verbindent Sie mit der Marke?
Ich bin ein klassischer Outdoor-Typ: Ich liebe Wandern, Fahrradfahren, Spazieren, Campen. Ich bin auf dem Land aufgewachsen und obwohl ich mittlerweile in der Stadt wohne, habe ich immer noch eine Verbindung zur Natur. Aktuell bin ich ihr sogar verbundener als je zuvor. Seit sechs Jahren besitze ich einen Trialmaster-Mantel von Belstaff. Er war und ist ein loyaler Freund, der auf sämtlichen Trips immer dabei ist, aber genauso auf dem Fahrrad in London ausgeführt wird. Totaler Zufall, dass ich jetzt mit Belstaff zusammenarbeite.
Fotografiert wurde die neue Belstaff-Kampagne mit James Norton von Blair Getz Mezibov.
Sie tragen also Ihren Trialmaster ständig. Würden Sie sagen, dass das eine Form von Nachhaltigkeit ist?
Ich werde mir der Nachhaltigkeit von Mode immer bewusster und verändere etwas. Ich habe noch nicht genug unternommen, aber bin auf dem Weg. Eine Sache, die ich begriffen habe, ist, dass Qualität wichtiger ist als Quantität. Ich kaufe nur noch Mode, die nachhaltig produziert wurde. Ich weiß, dass Belstaff das beachtet und Nachhaltigkeit zur Identität der Marke gehört. Das von mir am meisten getragene Stück ist tatsächlich der Trialmaster, weil er so praktisch ist und einfach eine gute Qualität hat. Das ist tatsächlich eine Form von Nachhaltigkeit.
Was ist Ihr Lieblingsstück in der neuen Kollektion von Belstaff?
Überraschenderweise der große Wollmantel. Ein Teil, das nicht sehr kommerziell ist. Aber er ist für mich pure Eleganz mit einer wunderschönen Silhouette. Ein echtes Highlight. Ich liebe diesen Mantel und habe mich in ihm fantastisch gefühlt.
Der geräumige Wollmantel, den er auf diesem Bild trägt, ist James Nortons Lieblingsstück aus der neuen Kollektion von Belstaff.
Die neue Kollektion von Belstaff heißt Preparing for the Pursuit – sich auf das Ziel vorbereiten. Was ist Ihr Ziel im Leben?
Vor dem Lockdown wäre meine Antwort eine andere gewesen als heute. Ich begreife, je älter ich werde, dass sich meine Prioritäten verschieben und mich andere Dinge glücklich machen. Ich glaube, der Lockdown hat mir vor Augen geführt, dass ich sehr viel aus meiner Arbeit ziehe – aber ich auch sehr viel daraus ziehen kann, einfach mal nichts zu machen. Ich bin von Grund auf jemand, der das Meiste aus einem Moment schöpfen möchte. Meine größte Angst ist, dass ich irgendwann auf mein Leben zurückblicke und bemerke, dass ich nicht aus jeder Situation und jedem Moment das Meiste herausgeholt habe. Mein Ziel ist, wirklich im Moment zu leben, alles aus dem Leben zu schöpfen und immer in Bewegung zu sein.
Wie war das Shooting mit Fotograf Blair Getz Mezibov?
Es war schon ein gewisser Druck da, die Mode auf den Bildern gut aussehen zu lassen. Ich habe bislang kein so großes Shooting für eine Marke gemacht, man will niemanden hängen lassen. Ich war also sehr nervös, weil so viel Leute am Set waren – wir haben kurz vor dem Lockdown geshootet. Das Team war fantastisch, sie waren alle so nett und ich habe mich wahnsinnig wohl gefühlt. Und speziell Blair war ein echter Gentleman.
Wie würden Sie Ihren persönlichen Stil beschreiben?
Zusammen gesammelt trifft es gut. Ich liebe T-Shirts, Oversized-Hemden, Jeans, Bomberjacken aus den 80er-Jahren und Vintage-Mode, die eine Geschichte hat. In meinen Zwanzigern habe ich auf einem Markt Vintage-Männerklamotten verkauft. Ich habe kein Geld damit gemacht, aber es hat sich gelohnt. Alle diese Klamotten hatten eine Geschichte. Mode braucht Leben. Aber ich liebe es auch, einen feinen Anzug anzuziehen, der sehr scharf und elegant geschnitten ist. Ich mache mich gerne schick. Es ist also schwierig, meinen Stil zu definieren.
Neben seinem Job als Schauspieler betreibt James Norton auch eine eigene Filmproduktionsfirma.
Was muss Mode für Sie haben, damit Sie diese anziehen?
Qualität hat für mich höchste Priorität. Mode muss langlebig sein. Aber es kommt darauf an, was ich kaufe. Wenn ich einen Mantel kaufe, ist es wichtig, dass er praktisch ist. Ich muss in ihm gut aussehen, aber auch einen Gipfel erklimmen können. Ich mag aber eben auch elegante Mode. Ich kümmere mich um meinen Look; mein Selbstbewusstsein hat viel mit den Klamotten zu tun, die ich trage.
Helfen Ihnen Mode und Kostüme in Ihrem Beruf als Schauspieler?
Sehr viel! Die meisten unterschätzen den Moment, wenn ein Schauspieler oder eine Schauspielerin das Kostüm anzieht. Besonders im Theater ist das ein phänomenales Gefühl. Beim ersten Durchgang in den Kostümen verändert sich der ganze Körper, man begibt sich richtig in den Charakter. Und die Schuhe sind sehr wichtig. Sie unterstützen die Haltung und den Gang des Charakters.
Erst kürzlich haben Sie in Little Women an der Seite von Frauen wie Emma Watson, Laura Dern, Meryl Streep oder Saiorse Ronan gespielt. Was war das für ein Gefühl?
Es war irre. Einfach verrückt. Ich war noch nie an einem solchen Set und zum Glück war mein Charakter sehr häufig im Film präsent. Ich konnte also wahnsinnig viel von diesen brillanten Frauen lernen. Einmal war ich mit Lara Dern, Meryl Streep und Emma Watson im Green Room. Das war abgefahren, ich konnte es gar nicht glauben. Eine wahnsinnig tolle Erfahrung mit tollen Frauen: Laura Dern, Emma Watson, Meryl Streep, Sairose Ronan und auch Greta Gerwig – das war ein Privileg.
James Norton konnte bereits an der Seite von Meryl Streep und Emma Watson spielen. "Ein Privileg", findet er.
Gibt es Traumrollen, die Sie gerne spielen würden?
Ich würde sehr gerne mal in einem Survival-Film mitspielen. Sieht nach einer Menge Spaß aus. Ich habe neulich erst Arctic gesehen und fand ihn toll. Into the Wild ist auch sensationell.
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, Ihre eigenen Rollen und auch Drehbücher zu schreiben?
Ich habe eine Produktionsfirma – Rabbit Track. Momentan noch sehr neu und eine Art Start-up-Unternehmen. Aber wir haben einen Produzenten, der sich Vollzeit darum kümmert. Wir haben einige Shows und Filme in der Pipeline: Thriller, historische Geschichten, Rom-Coms – eine ganze Bandbreite. Es ist super, mal auf der anderen Seite zu stehen. Während des Lockdowns hatten wir Zoom-Meetings, haben Projekte aufgebaut, Produzenten gesucht. Ich lerne gerade, wie ein Film von Anfang an bis hin zu den perfekten Rollen entsteht. Vielleicht sehen mich die Zuschauer also bald in einem total abgefahrenen Survival-Film.
Welche Projekte stehen in Zukunft noch bei Ihnen an?
Der nächste Film ist Nowhere Special von Uberto Pasolini, der sich vor allem als Produzent einen Namen gemacht hat. Wir haben letztes Jahr gedreht und werden den Film bei den Filmfestspielen in Venedig präsentieren. Es geht darin um einen Vater, der herausfindet, dass er Krebs hat und seinen Sohn darauf vorbereitet, dass er bald sterben wird. Wirklich traurig. Das andere Projekt, an dem wir gerade arbeiten, ist die HBO Produktion The Nevers. Wir werden hoffentlich sehr bald, in einem Monat oder so, wieder am Set sein.
***** Traduzione inglese *****
"This shouldn't and can't happen in a modern world" - James Norton is the new face of Belstaff and a guy we need
Actor James Norton is the new face of Belstaff.
Of course, the media landscape has long since turned him into the next James Bond. There are much more important things to tell about James Norton. For example, he recently signed a letter to the Polish government to draw attention to the injustices the LGBTQ community has to live in there - because Norton firmly believes that human rights are inviolable. Or that he is the new face of Belstaff and was photographed in a melancholic setting in the autumn and winter collection. In an exclusive interview with ESQUIRE, the 35-year-old talked about this, among other things. He also talks about what it was like to film with film stars like Meryl Streep and Laura Dern and what role sustainability plays in his fashion consumption.
James Norton has been a fan of the Belstaff brand for years. Happy coincidence that he is now the face of the new collection "Preparing for the Pursuit".
ESQUIRE: James, you just signed a letter to the Polish government. It's about the anti-LGBTQ policies there. What does that mean to you?
James Norton: The letter was written to draw EU attention to Poland and policies there that marginalize and disrespect the LGBTQ community. I didn't hesitate for a second to sign this letter. Human rights must be protected. I hope everyone sees it that way. Nobody should be discriminated against because of their sexuality, their origin or their gender. When I noticed what was happening in Poland, where some of my friends live, I thought: This shouldn't and can't happen in a modern world. When the Polish director Agnieszka Holland asked me if I would like to sign this letter, I was very happy to do so.
You are the face of Belstaff's new collection. What connects you with the brand?
I'm a classic outdoor person: I love hiking, cycling, walking, camping. I grew up in the country and even though I now live in the city, I still have a connection to nature. Currently I am even more connected to her than ever before. I have owned a Belstaff Trialmaster coat for six years. He was and is a loyal friend who is always with us on all trips, but also rides his bike around London. It's a total coincidence that I'm now working with Belstaff.
The new Belstaff campaign with James Norton was photographed by Blair Getz Mezibov.
So you wear your Trialmaster all the time. Would you say this is a form of sustainability?
I am becoming more and more aware of the sustainability of fashion and making changes. I haven't done enough yet, but I'm on the way. One thing I have realized is that quality is more important than quantity. I only buy fashion that is sustainably produced. I know Belstaff takes this into account and sustainability is part of the brand's identity. The piece I wear the most is actually the Trialmaster because it is so practical and simply has good quality. This is actually a form of sustainability.
What is your favorite piece in the new Belstaff collection?
Surprisingly, the large wool coat. A part that is not very commercial. But for me it is pure elegance with a beautiful silhouette. A real highlight. I love this coat and felt fantastic in it.
The roomy wool coat he's wearing in this picture is James Norton's favorite piece from Belstaff's new collection.
Belstaff's new collection is called Preparing for the Pursuit . What is your goal in life?
Before the lockdown my answer would have been different than it is today. I realize as I get older, my priorities shift and other things make me happy. I think the lockdown made me realize that I get a lot out of my work - but I can also get a lot out of simply doing nothing. I'm fundamentally someone who wants to make the most of a moment. My biggest fear is that at some point I'll look back on my life and realize that I didn't get the most out of every situation and every moment. My goal is to truly live in the moment, get the most out of life and always be moving.
How was the shoot with photographer Blair Getz Mezibov?
There was a certain pressure to make the fashion look good in the pictures. I haven't done such a big shoot for a brand yet, you don't want to leave anyone hanging. So I was very nervous because there were so many people on set - we shot just before lockdown. The team was fantastic, they were all so nice and I felt incredibly comfortable. And Blair in particular was a real gentleman.
How would you describe your personal style?
Collected together, it's good. I love t-shirts, oversized shirts, jeans, bomber jackets from the 80s and vintage fashion that has a story. In my twenties, I sold vintage men's clothes at a market. I didn't make any money from it, but it was worth it. All of these clothes had a story. Fashion needs life. But I also love putting on a fine suit that is very sharp and elegantly tailored. I like to dress up. So it's difficult to define my style.
In addition to his job as an actor, James Norton also runs his own film production company.
What does fashion have to have for you to wear it?
Quality is my top priority. Fashion has to last. But it depends on what I buy. When I buy a coat, it is important that it is practical. I have to look good in it, but also be able to climb a mountain. But I also like elegant fashion. I care about my look; my self-confidence has a lot to do with the clothes I wear.
Do fashion and costumes help you in your job as an actor?
Very much! Most people underestimate the moment when an actor or actress puts on the costume. This is a phenomenal feeling, especially in the theater. The first time you put on the costumes, your whole body changes and you really get into character. And the shoes are very important. They support the character's posture and gait.
You recently starred in Little Women alongside women like Emma Watson, Laura Dern, Meryl Streep and Saiorse Ronan. What was that feeling?
It was crazy. Simply crazy. I've never been on a set like this and luckily my character was present a lot in the film. So I was able to learn a lot from these brilliant women. One time I was in the green room with Lara Dern, Meryl Streep and Emma Watson. That was crazy, I couldn't believe it. An incredibly great experience with great women: Laura Dern, Emma Watson, Meryl Streep, Sairose Ronan and also Greta Gerwig – that was a privilege.
James Norton has already starred alongside Meryl Streep and Emma Watson. “A privilege,” he thinks.
Are there any dream roles you would like to play?
I would love to star in a survival film. Looks like a lot of fun. I just saw Arctic recently and thought it was great. Into the Wild is also sensational.
Have you ever thought about writing your own roles and scripts?
I have a production company – Rabbit Track . At the moment it is still very new and a kind of start-up company. But we have a producer who takes care of it full time. We have a number of shows and films in the pipeline: thrillers, historicals, rom-coms – a whole range. It's great to be on the other side for once. During the lockdown we had Zoom meetings, set up projects, looked for producers. I'm currently learning how to create a film from the beginning to the perfect roles. So maybe viewers will soon see me in a totally crazy survival film.
What projects do you have coming up in the future?
The next film is Nowhere Special by Uberto Pasolini, who has made a name for himself primarily as a producer. We shot last year and will present the film at the Venice Film Festival. It's about a father who finds out he has cancer and prepares his son for his death. Really sad. The other project we are currently working on is the HBO production The Nevers . We'll be back on set hopefully very soon, in a month or so.